SAXORUM, Sächsische Landeskunde, digital

Digitales Archivportal zur Geschichte der Sorben 1918–1945

Das Sorbische Institut hat satzungsgemäß die Aufgabe, die sorbische Sprache, Geschichte und Kultur zu erforschen und zu pflegen. Zugleich soll es die dazu erforderlichen Materialien sammeln und archivieren. Als einziges öffentliches Archiv für sorbisches und sorabistisches Archiv- und Sammlungsgut besteht zu diesem Zweck innerhalb des Instituts das Sorbische Kulturarchiv (SKA), dessen Wurzeln zurückreichen bis zur 1847 in Bautzen gegründeten wissenschaftlichen Gesellschaft "Maćica Serbska". Das SKA verwahrt wichtige Unterlagen für die Forschung und die heutige Kulturpraxis, zum Beispiel Nachlässe sorbischer Politiker, Wissenschaftler, Musiker, Schriftsteller und bildender Künstler der Ober- und Niederlausitz sowie die Akten der Domowina, der Dachorganisation sorbischer Vereine. Man könnte also erwarten, dass besonders aussagekräftige Unterlagen über die Sorben und ihre Geschichte, wenn nicht exklusiv, so doch überwiegend im  SKA anzutreffen sind. Und tatsächlich werden hier zahlreiche und vielfältige Dokumente sorbischer Persönlichkeiten oder Organisationen verwahrt – aber kaum einschlägige Unterlagen, die über das Regierungshandeln in Bezug auf die Sorben oder über die Geschicke der Lausitz, der Heimat der Sorben, berichten. Denn Verträge über Krieg und Frieden in der Lausitz, Akten der örtlichen Verwaltungen über Sorben, öffentliche Register über Grundbesitz oder Steuerlasten sorbischer Unternehmen sind – auch wenn sie sich auf einzelne sorbische Personen oder die sorbische Volksgruppe als Ganzes bezogen – bei den staatlichen (sächsischen oder preußischen) Behörden entstanden. Akten eines sorbischen Staates oder sorbischer Behörden aber hat es zu keiner Zeit gegeben.

Sorabistisch Forschende stehen damit jedes Mal aufs Neue vor der Herausforderung, zuerst recherchieren zu müssen, wo für eine Fragestellung einschlägige Unterlagen zu finden sind. Und diese sind oftmals weiträumig verteilt (d. h. keinesfalls nur in der Lausitz oder in Deutschland) oder nur schwer zugänglich (beispielsweise nicht archivisch erschlossen). Im Rahmen des Verbundprojektes "Virtuelle Archive für die geisteswissenschaftliche Forschung" hat das Sorbische Institut das "Digitale Archivportal zur Geschichte der Sorben 1918–1945" initiiert, um die beschriebenen Erschwernisse zu überwinden und so die quellengestützte sorabistische Forschung vereinfachen und zu fördern. Im Rahmen des Projektes wurden daher einschlägige Unterlagen in Archiven und anderen Verwahrorten sowohl in der Ober- und Niederlausitz als auch an anderen Orten im In- und Ausland recherchiert, verzeichnet und digitalisiert sowie die so gewonnenen Verzeichnungsdaten zusammen mit Digitalisaten öffentlich zugänglich gemacht.

Im Fokus des Sorbischen Instituts standen dabei zuerst zeitgeschichtliche Unterlagen, denn unbeschadet vielfältiger und zahlreicher Einzelergebnisse der Forschungen der letzten Zeit muss die Geschichte der Sorben während der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus weiterhin als Desiderat angesehen werden. Trotzdem soll das Portal später selbstverständlich auch für ältere oder noch jüngere Unterlagen (beispielsweise aus der SBZ-/DDR-Zeit) offenstehen.

Projektseite des Sorbischen Instituts: https://www.sorabicon.de/quellen-zur-sorbischen-geschichte-1918-1945/

Projektvorstellung auf Hypotheses (mit Kommentarfunktion): https://saxorum.hypotheses.org/2483

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