Aufgewachsen im Dresdner Stadtteil Striesen brach Elfriede Lohse-Wächtler schon frühzeitig mit ihrem konservativen Elternhaus. Ihr androgynes Auftreten – rauchend in der Öffentlichkeit, kurze Haare und ausgefallene Kleidung – stand in der Zeit um 1918 für ein unkonventionelles Leben. Als ausgebildete Malerin und Grafikerin kam sie in dieser Zeit in Kontakt mit Künstlern der avantgardistischen „Dresdner Sezession 1919“ um Otto Dix. Schwere Lebenskrisen bis hin zur Obdachlosigkeit führten bei Lohse-Wächtler zu psychischen Problemen, die mehrere Aufenthalte in psychiatrischen Einrichtungen zur Folge hatten. Hier schuf sie nicht nur schonungslose Selbstporträts, sondern auch Darstellungen verlassener oder am Rande der Gesellschaft lebender Menschen, von psychisch Erkrankten, aber auch von Obdachlosen, Bettlerinnen/Bettlern und Prostituierten. 1932 kam Lohse-Wächtler in die ‚Heil- und Pflegeanstalt‘ Arnsdorf bei Dresden. 1935 wurde sie hier zwangssterilisiert und im Juli 1940 auf den Sonnenstein bei Pirna gebracht, wo sie im Zuge der „Aktion T4“ in der Gaskammer ermordet wurde. Lange in Vergessenheit geraten, wurde das Werk Lohse-Wächtlers seit den 1980er-Jahren einer großen Öffentlichkeit bekannt gemacht.
Mit einem neuen Artikel von Christina Bergemann erinnert die Sächsische Biografie an diese bedeutende Künstlerin der Neuen Sachlichkeit, die den Verbrechen des Nationalsozialismus zum Opfer fiel.
- Artikel zu Elfriede Lohse-Wächtler in der Sächsischen Biografie
- Literatur von und über Elfriede Lohse-Wächtler in der Sächsischen Bibliografie
Die Sächsische Biografie ist ein Projekt des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde (ISGV).
(Text: Henrik Schwanitz)